Dedikationseinbände des AEB

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Dedikationseinbände des AEB 2020

Dedikationsband 2020 (Salzburg) von Olaf Nie (Weßling) zu Einband-Forschung Heft 45, Oktober 2019

Einer Einladung nach Weßling folgend, ergab sich für Matthias Hageböck die Gelegenheit, mit Olaf Nie ein Werkstattgespräch zu dem Einband zu führen, den er als Dedikationseinband für die Universitätsbibliothek Salzburg zur Jahrestagung 2020 angefertigt hat.

Seine Herangehensweise beschreibt Olaf Nie wie folgt:
Ein Dedikationseinband als Geschenk für die Ausrichtenden einer Tagung von Einbandforschern, der Inhalt ein Heft der vorletzten Nummer: Da bot es sich an, Techniken und Materialien zu zitieren, zeit- und anlassgemäß zu interpretieren und vielleicht ein wenig zu verfremden. Damit die Herrschaften sich, wenn sie den Band wahrnehmen, nicht zu langweilen haben.
Ich griff zum naheliegenden: dem Grundriss der Feste Salzburg. Und mit Hilfe eines Computers gelang eine – wie ich finde – attraktive, verfremdende Anmutung. Den Buchblock der zu Heftlagen umgearbeiteten Rückstichbroschur habe ich mit bearbeiteten
Fotokopien auf Transparentpapier durchschossen, um das Interesse des Betrachters zu wecken, auf den Inhalt zu lenken – und manchmal auch davon weg.
Das zugrundeliegende einlagige Heft wurde zu einem traditionellen, mehrlagigen Buchblock umgearbeitet, also zu etwas völlig anderem. Das eingeschossene Transparentpapier zeigt in s/w teils vergrößerte Ausschnitte des Inhalts der umgebenden Seitenflächen. So wird versucht, die Wahrnehmungsfetzen eines kurzen Durchblätterns zu visualisieren. Erste „Muster“ werden dabei identifiziert.
Geheftet wurde das Buch auf weißes Kalbspergament. Vor- und Nachsatz zeigen Details der Einbandgestaltung, die, auf unterschiedliche Weise im Rechner bearbeitet, einmal „Treppchen“ und einmal „verschwimmende Kurven“ zeigen. Ein Hinweis auf die Mißverständlichkeit aufbereiteter Pixel. Die aufgesetzten „Holzdeckel“ bestehen aus einem hochveredelten Produkt, einem
Flugzeugsperrholz: dünn, steif, dimensionsstabil. An den Schnittkanten lässt sich das Ausgangsmaterial in seiner Faserigkeit erahnen. Das Dekor der Deckelflächen ist in einem Direkt-
/Tintendruckverfahren aufgebracht worden. Als Vorlage diente eine, im Internet gefundene, stark verkleinerte Abbildung des Grundrisses der Feste Salzburg. Beim „näheren Hinsehen“ und Bearbeiten
entstand aus einem Ausschnitt der Dekor. Er erinnert nicht nur an die konkrete Architektur, sondern auch an die Gestalt der Vorderdeckel mittelalterlicher Prachteinbände. Die Goldfassungen der die Fläche bedeckenden Edelsteine zeigen vergleichbare „Grundrisse“.

Auszug aus: Matthias Hageböck: Interview mit Olaf Nie zum Dedikationseinband für die Universitätsbibliothek Salzburg
In: Einband-Forschung H. 47 (2020)

Fotos: Olaf Nie, Weßling, 2020

https://olaf-nie.de/

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