Dedikationseinband des AEB 2010

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1. Decke
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2. Vorsatz und Bindung
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3. Hinteres Vorsatz
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4. Vorderer Deckel
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5. Vorderer Deckel - Detail
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6. Kassette
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7. Kassette
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8. Buch auf Kassette

Dedikationsband 2010 (Gotha) von Nadine Adrian
zur Einbandforschung Heft 25, September 2009 

Nadine Adrian, Jahrgang 1975, stand nach dem Abitur in Hannover vor der Frage, welchen Neigungen, von den Naturwissenschaften bis zum Design, sie folgen und eine dementsprechende Ausbildung sie machen sollte. Sie entschied sich für eine traditionelle Buchbinderlehre, die erforderlichen Grundlagen für den Buchbinderberuf erwarb sie in Handwerksbetrieben in München und Rottenburg. Ein dreimonatiges Praktikum in den USA erweiterte den menschlichen Horizont und die buchbinderischen Erfahrungen. 2000 ging mit einer Anstellung in der traditionellen Düsseldorfer Buchbinderei von Renate Mergemeier ein lang gehegter Wunsch für Nadine Adrian in Erfüllung. Nach dem Besuch von Weiterbildungskursen in Ascona bewarb sie sich 2006 um einen Praktikumsplatz im Pariser Atelier von Jean de Gonet. Dort gewann Nadine Adrian Einblick in Gonets ungewöhnliche Einbandgestaltungen, deren puristische Wirkung sich aus der Eigenart des Materials und dessen funktionalem Einsatz beim Zusammenwirken von Decken und Rücken ergeben. Die in Paris gewonnenen gestalterischen Impulse vertiefte Nadine Adrian in der folgenden Zeit durch Kurse an der Schule und im Musée von Mariemont in der Nähe von Brüssel. Bereits 2007 hat sie ein Design-Studium in Köln aufgenommen.
Der Handeinband, den Nadine Adrian zum Heft 25 der „Einband-Forschung“ geschaffen und gestaltet hat, verrät die solide handwerkliche Herkunft und offenbart zugleich gestalterische Anregungen, die sie in Frankreich, der Schweiz und Belgien erhalten hat. Die beiden dominierenden Farben blau und grün kontrastieren miteinander sowohl auf der Kassette wie auf dem Einband selbst und verleihen dem Ganzen eine ausgewogene Ruhe und heitere Erwartung. Diese Einstellung wird durch den Materialwechsel von Papier und Leinen weiterhin unterstützt. Eine spielerische Nuance tritt mit dem fliegenden Vorsatzblatt aus doppelseitigem grünem Leinenbezug hinzu. Farblich auf den Bezug abgestimmte Pergamentstreifen, die über den Falz zum Rücken führen, verweisen einerseits auf die Struktur des Bandes, haben anderseits gleichfalls etwas Leichtes und Spielerisches.
Schwierig mag die Entscheidung für die notwendige Schrift bei diesem, ganz auf  ein ästhetisches Zusammenspiel orientierten Band gewesen sein. Eine mögliche Verwendung als schmückendes Ornament kam nicht in Frage, vielmehr hat die Schrift in diesem Falle sowohl funktionale wie auch strukturierende Aufgaben zu übernehmen. Das geschieht auf sehr originelle Weise. Nadine Adrian wählte ein schwarzes Streifenband mit weißer Beschriftung für den Haupttitel auf dem Vorderdeckel und das Gleiche für den gestalterischen Nachweis im Hinterdeckel. Die weiteren, untergeordneten Angaben zur Herausgeberschaft und Zählung erfolgen dezent in schwarzer Prägung.
Der von Nadine Adrian zum 25. Heft der „Einband-Forschung“ geschaffene Handeinband offenbart einen gestalterischen Standpunkt, der aus der Verbindung von handwerklichem Können und Aufnahmebereitschaft für neue künstlerische Sichtweisen dem modernen Einband berechtigte Perspektiven verleihen können.

Auszug aus
Schaefer, Helma:  Perspektiven des modernen Handeinbandes in: Einbandforschung Heft 27/September 2010


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