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9. Jahrestagung

16.-18. September 2004
Würzburg Fürstbischöfliche Residenz

Programm:

Donnerstag, 16.9.2004

19.30 Uhr Eröffnung der von der Universitätsbibliothek Würzburg konzipierten Ausstellung "Abklatsch, Falz und Zwiebelfisch: 525 Jahre Buchdruck und Bucheinband in Würzburg"
Gleichzeitig Eröffnung der Tagung

Freitag, 17.9.2004

9.00 Uhr Begrüßung
9.15 Uhr Auf den Spuren der frühen Inkunabelleser
Dr. Lore Sprandel-Krafft (Reichenberg)
10.00 Uhr Systematik und Terminologie der Buchschnitte
Dr. Claus Maywald-Pitellos (Mainz)
10.30 Uhr Kaffeepause
11.00 Uhr Einige Bemerkungen über Würzburger Buchbinder
Angelika Pabel (Würzburg)
anschließend Führung durch die Ausstellung
12.00 Uhr Mittagspause
14.00 Uhr Führung durch das Bayerische Staatsarchiv Würzburg mit Präsentation besonderer Einbände
Dr. Ingrid Heeg-Engelhart (Würzburg)
15.30 Uhr Kaffeepause
16.00 Uhr Kaliko (Arbeitstitel)
Martin Roßbacher (Berlin)
16.30 Uhr "Fire, but don't hurt the flag!"
Theodor Fontane und der Verlagseinband des 19. Jahrhunderts
Georg Wolpert (Kreuzwertheim)

Samstag, 18.9.2004

9.00 Uhr Die Buchbinder Weischner
Matthias Hageböck (Weimar)
10.00 Uhr "Prunkvoll und ruinös zugleich" - Überlegungen zu einigen liturgischen Prachteinbänden aus der alten Würzburger Dombibliothek und zu ihrer Umgestaltung in den Jahren um 1500
Dr. Helmut Engelhart (Tauberbischofsheim)
10.45 Uhr Kaffeepause
11.15 Uhr Luigi Lodigiani, Hofbuchbinder in Mailand in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
Federico Macchi (Mailand)
12.00 Uhr Abschluss

Bei ausreichender Teilnehmerzahl könnte am Nachmittag eine Bus-Exkursion zur Papiermühle Homburg am Main organisiert werden. Bitte verbindliche Anmeldung.

Veranstaltungsort: Fürstbischöfliche Residenz Würzburg, Toscanasaal
Eingang neben der Hofkirche

Anmeldeschluss: 10.7.2004

Tagungsbeitrag: 20 €

Bitte vor Ort bar bezahlen.

Wegen des begrenzten Platzangebots am Eröffnungsabend bitten wir bei der Anmeldung um die Angabe, ob eine Teilnahme beabsichtigt ist.

Anmeldung: Geschäftsstelle des AEB (Andreas Wittenberg)
Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz / Abt. Historische Drucke
Unter den Linden 8, 10117 Berlin
Email: andreas.wittenberg@sbb.spk-berlin.de

Tagungsbericht:

9. Jahrestagung des Arbeitskreises zur Erfassung und Erschließung Historischer Bucheinbände (AEB) vom 16. - 18. September 2004 in Würzburg

Mit strahlendem spätsommerlichem Wetter empfing die unterfränkische Metropole die knapp 70 Teilnehmer der Tagung, unter ihnen zahlreiche ausländische Gäste, u. a. aus Belgien, Italien, den Niederlanden, Österreich und Ungarn. Wegen des Tagungsortes, des eindrucksvollen Toscanasaales in der Würzburger Residenz, fand die Veranstaltung etwas früher als in den Vorjahren statt. Reizvolle Räumlichkeiten sind eben sehr begehrt und daher oft schon lange im voraus ausgebucht.

Zur Eröffnung der Tagung, die gleichzeitig als Eröffnung der von der Würzburger Universitätsbibliothek erstellten Ausstellung "Abklatsch, Falz und Zwiebelfisch: 525 Jahre Buchdruck und Bucheinband in Würzburg" fungierte, war der Toscanasaal bis auf den letzten Platz gefüllt. Nach den Grußworten des Universitätspräsidenten Prof. Dr. Axel Haase und des Kulturdezernenten der Stadt Würzburg Johannes Engels warf Dr. Eva Pleticha-Geuder von der Universitätsbibliothek Würzburg einige Schlaglichter auf den Würzburger Buchhandel und seine Entwicklung seit dem 16. Jahrhundert. Im Mittelpunkt stand dabei die Geschichte der Firma Stahel, die von 1753 an fast 240 Jahre in Würzburg ansässig war und das Bild über lange Zeit geprägt hat. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich Würzburg schließlich zum wichtigsten Verlagsort in Bayern nächst München entwickelt. Abschließend gab der Direktor der Universitätsbibliothek Würzburg, Dr. Karl Südekum, eine kurze Einführung in die reiche Ausstellung und nutzte die Gelegenheit auch dazu, seine Landesregierung an ihre Definition vom "Kulturland Bayern" zu erinnern, in dem nicht alles allein unter das Postulat der Wirtschaftlichkeit gestellt werden dürfe. Umrahmt wurde die Eröffnung von den "Würzburger Madrigalisten", einer a capella Gruppe aus je fünf Damen und Herren, die drei Zunftlieder der Büchermacher mit bekannten Melodien darboten. Mit ihrer frischen Art ernteten sie viel Beifall. Im Anschluß an die Eröffnung bestand dann Gelegenheit, im angrenzenden Martin-von-Wagner-Museum einen ersten Blick auf die gerade eröffnete Ausstellung und ihre Schätze zu werfen oder bei Frankenwein und Laugenstangen noch ein wenig miteinander zu plaudern.

Am nächsten Morgen wurde es ernst. Auf die obligatorische Begrüßung der Tagungsteilnehmer durch den derzeitigen Sprecher des Arbeitskreises, Dr. Holger Nickel von der Berliner Staatsbibliothek, die mit dem Dank an die Organisatorin der Tagung Angelika Pabel von der gastgebenden Bibliothek verbunden war, folgte ein kurzer Überblick über bemerkenswerte Ereignisse und neue Entwicklungen im Arbeitskreis seit der letztjährigen Tagung in Graz. So ist die Homepage (http://aeb.sbb.spk-berlin.de) neu gestaltet worden und bietet jetzt auch den Zugang zum lange vermißten Register zu den zehn ersten Heften der Zeitschrift "Einbandforschung". Pünktlich zur Tagung erschien das 15. Heft der Zeitschrift, das mit den Tagungsunterlagen an die Teilnehmer verteilt wurde. Für die nahe Zukunft zeichnet sich außerdem ab, daß -nicht zum ersten Mal- programmatisch über die weitere Entwicklung des Arbeitskreises und sicher auch über die Verjüngung der Geschäftsführung nachgedacht werden muß.

Der erste Vortrag von Dr. Lore Sprandel-Krafft (Reichenberg) kreiste um Fragen der Inkunabelleserforschung: wer kam auf welche Weise an seine Bücher und wozu benötigte er sie? Auf der Basis zahlreicher Provenienzvermerke in Büchern der Zeit vor 1520 entfaltete sie ein farbiges Tableau der Erwerbung, Gestaltung und Verwendung von Büchern durch Institutionen ebenso wie durch Privatpersonen. Sie teilen ja beileibe nicht nur den Tatbestand des Besitzes mit, sondern oft auch, wann und wo der Kauf getätigt wurde, was er gekostet hat und ob der Druck gebunden war, wem er als Geschenk zugedacht war und manchmal sogar, welche Strafe demjenigen angedroht wurde, der mit dem Band mißbräuchlich umgehen sollte. Angesichts des Übergewichts der theologischen Literatur an der Druckproduktion wundert es nicht, daß Klöster und Kleriker den größten Teil der Vorbesitzer ausmachen. Analog dazu wurde die Mehrzahl der Bände für die Ausbildung und das Studium benötigt. Darauf sind auch die meisten der zahlreichen Annotationen und Marginalien zurückzuführen, mit deren Hilfe gedruckte Texte für den individuellen Gebrauch adaptiert wurden.

Der folgende Vortrag von Dr. Claus Maywald-Pitellos vom Mainzer Gutenberg-Museum wechselte von den Inhalten zum äußeren "Gewand des Buches". Ausgehend von der Definition der verschiedenen Schnittflächen eines Bandes (Kopf-, Fuß- und Vorderschnitt) gab er einen umfassenden Überblick über die einfachen wie kunstvolleren Techniken der Schnittgestaltung: von den Titelangaben auf einem Naturschnitt spannte sich der Bogen über Farb- und Sprengschnitte bis hin zu Metallschnitten, von denen der Goldschnitt bis heute die größte Bedeutung besitzt, und zu kombinierten oder Mehrfachschnitten. Unter kombinierten Schnitten versteht man dabei das Nebeneinander verschiedener Elemente (z. B. Gold und Farbe) im Rahmen einer einheitlichen Schnittverzierung; Mehrfachschnitte zeigen mindestens zwei verschiedene Flächengestaltungen an einer "Schnitt-Stelle". Das bekannteste Beispiel dürfte das Fore-edge-painting sein, bei dem der Schnitt in "Ruhestellung" eine glatte, z. B. rote oder goldene Fläche zeigt, beim Auffächern des Vorderschnitts in die eine oder andere Richtung (verso- oder recto-Schnitt) aber eine andere Fläche mit anderer Gestaltung, z. B. einer Miniatur, zum Vorschein kommt.

Im zweiten Teil des Vormittags stellte Prof. Dr. Jos M. M. Hermans (Groningen) die Neuerscheinung "Sluitwerk. Bijdrage tot de terminologie van de boekband" vor. Zusammen mit Elly Cockx-Indestege, Georg Adler und Jan Storm van Leeuwen hat er darin ein niederländisches Lexikon zum Thema Buchschließen zusammengestellt, dessen Begriffe durchweg auch in deutscher und, wenn bekannt, zusätzlich in englischer und französischer Übersetzung angegeben worden sind. Hermans nutzte in gewohnt launiger Weise die Gelegenheit, um auch auf die noch bis zum 14. 11. 2004 laufende Ausstellung früher Zwoller Drucke in Zwolle hinzuweisen. Im Anschluß daran gab Angelika Pabel eine Einführung in die Geschichte der Würzburger Buchbinder vom Spätmittelalter bis ins 19. Jahrhundert. Auffallend ist, daß im 16. Jahrhundert, insbesondere aber in der Zeit des Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn (1573-1617) viele Buchbinder aus Sachsen kamen und dann in Würzburg auf Dauer ansässig wurden. Auf diese Hochblüte der Einbandkunst, für die die auf zahlreiche Bibliotheken in aller Welt verstreuten Bände aus des Fürstbischofs eigener Sammlung mit seinem Wappensupralibros zeugen, folgte eine lange Zeit des Niederganges - nicht nur in Würzburg. Zahlreiche Beispiele Würzburger Druck- und Einbandkunst konnten die Teilnehmer bei dem dann folgenden Gang durch die am Vortag eröffnete Ausstellung selbst in Augenschein nehmen.

Der Nachmittag begann mit einem Besuch des ebenfalls in einem Flügel der Residenz untergebrachten Bayerischen Staatsarchivs Würzburg. Da bestimmte Archivalien, vor allem Amtsbücher, von jeher in Buchform geführt wurden, verfügt das Archiv mit den Altbeständen der Fürst(erz)bistümer Mainz und Würzburg über einen erheblichen Bestand an Einbänden, die in lokalen Werkstätten hergestellt wurden. Nach einer kurzen Einführung von Dr. Ingrid Heeg-Engelhart in die Bestände des Archivs konnten die Tagungsteilnehmer eine reiche Auswahl typischer Einbände betrachten, die einen guten Überblick über die Gestaltung einzelner Bestandsgruppen gab. Ein gemeinsamer Gang durch einen Teil des Magazins vervollständigte diesen Eindruck.

Die beiden letzten Vorträge des Tages waren dem 19. Jahrhundert gewidmet. Zunächst stellte Martin Roßbacher (Berlin) die Verwendung von Kaliko, einem preiswerten indischen Baumwollgewebe, als Einbanddecke vor. Sie begann um 1820 in England und ist an die Entwicklung des Verlagseinbands gebunden; die leichte Präg- wie Bedruckbarkeit (über Pappe) kamen der Tendenz zum Maschineneinsatz entgegen. In der Kombination verschiedener Dekorationstechniken (Färbung, Vergoldung, Prägung, z. T. mit Hilfe von Folien oder Platten) ergab sich mit begrenztem Aufwand eine bemerkenswerte Vielfalt im Erscheinungsbild. Nach 1880 trat das vollständig appretierte Kaliko als Bezugsmaterial peu à peu zugunsten von Buckram (oberflächlich appretiertes Gewebe aus Leinen oder Baumwolle) und manchmal auch Kunstleder in den Hintergrund. In einer spannenden Tour de force gab Georg Wolpert (Kreuzwertheim) danach einen Eindruck von dem zunächst so erfolglosen Romancier Theodor Fontane und von der Einbandgestaltung der Erstausgaben seiner frühen Romane. Schon auf Grund der schwierigen Quellenlage - Exemplare der durchweg kleinen Erstauflagen sind selten, und niemand weiß, wie viele davon noch mit dem ursprünglichen Einband erhalten sind- ist über den Verlagseinband der Erstausgaben der ersten sechs Romane kaum etwas bekannt. Als Fontane für "Stine" 1888 keinen Verleger fand, übernahm sein Sohn Friedrich, der gerade einen Verlag gegründet hatte, dieses Werk und brachte es 1890 mit drei verschiedenen Verlagseinbänden (von drei verschiedenen Buchbindereien!) heraus, deren zwei denselben Entwurf verwendeten. Die von der Leipziger Buchbinderei Gustav Fritzsche für "Stine" verwendete Vorlage wurde für zahlreiche weitere Werke Fontanes im Verlag seines Sohnes und, mit gewissen Abweichungen, auch für Werke verwendet, die bei Fontanes früherem "Stammverleger" Wilhelm Hertz erschienen sind. Das spricht dafür, daß die äußere Gestaltung des Buches weniger auf seinen Inhalt bezogen war als auf das Ziel, beim Käufer und Leser einen "Wiedererkennungseffekt" auszulösen. Mit der Möglichkeit zu einem gemeinsamen Abendessen im "Bürgerspital", einem traditionsreichen Würzburger Weinlokal, in dem die Schließzeit um Mitternacht mindestens so ernst genommen wird wie "the last order" im englischen Pub, endete dieser ereignisreiche und sonnige Tag.

Der dritte und letzte Tagungstag begann mit Federico Macchis (Mailand) Ausführungen zum Mailänder Hofbuchbinder Luigi Lodigiani. Nach seiner Ausbildung und einer Vervollkommnung seiner Fertigkeiten in Paris wirkte er seit etwa 1810 in Mailand, wo er für viele Norditaliener und Franzosen, aber auch für Prominente wie Napoleons Schwager Eugène de Beauharnais und Kaiser Franz I. von Österreich arbeitete. So dürftig seine biographischen Daten noch immer sind, so detailliert beschrieb Federico Macchi die Eigenart der Werke Lodigianis, die er, von einigen charakteristischen Bänden ausgehend, in berühmten europäischen Sammlungen wie im Musée Condé in Chantilly, in der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz in Berlin oder in der Biblioteca Civica in Brescia identifizieren konnte. Das ging von den verwendeten Materialien und der Feststellung der Bevorzugung der Goldprägung und der Farbe Rot beim Bezugsleder über die Auflistung der verwendeten Prägewerkzeuge (Fileten, Rollen, Punzen, deren Verbleib unbekannt ist) bis zur Klassifizierung fünf verschiedener Einbandtypen - vom einfachen Gebrauchsband bis zu echten Prachtexemplaren.

Einen weiten Sprung zurück in das frühe Mittelalter tat danach Dr. Helmut Engelhart (Tauberbischofsheim) mit der Betrachtung von vier frühmittelalterlichen Evangeliaren aus dem Würzburger Domschatz, die am Ende des Mittelalters mit einem aufwendig erneuerten Einband versehen wurden. Ausgehend von einem für die Würzburger Kirche höchst bedeutenden karolingischen Evangeliar aus Fulda, das mehrmals im Verlauf des Mittelalters unter Verwendung kostbarer Materialien (Edelmetall, Edelsteine, Elfenbein und orientalisches Seidengewebe) umgestaltet wurde, konnte er wahrscheinlich machen, daß die Erneuerung dieses Codex wie auch dreier ähnlich prominenter Codices, darunter das Kiliansevangeliar sowie das Burkhardsevangeliar, um das Jahr 1500 als Schaffung von vier Buchreliquiaren zu deuten ist, die fortan den Würzburger Heiltumsschatz vergrößern sollten. Wohl kaum ein halbes Jahrhundert später wurden aber die materiell wertvollsten Teile, die mit Pretiosen besetzten Edelmetallrahmen, bei allen Stücken beseitigt, mutmaßlich, um zur Finanzierung des Würzburger Anteils an den Kosten des Markgräflerkrieges beizutragen (1553).

Der Abschlußvortrag der Tagung fiel dem Restaurator Matthias Hageböck von der Weimarer Herzogin Anna Amalia Bibliothek zu. Die Weimarer Katastrophe vom 2. 9. 2004 hatte ihn gezwungen, die Vorbereitung abzubrechen, und bevor "Die Buchbinder Weischner" zu ihrem Recht kamen, ging er kurz auf den Stand der Dinge in Weimar ein: Mitte September waren ca. 40 t Bücher bereits beim Leipziger Zentrum für Bucherhaltung abgeliefert worden (je zur Hälfte Wasser- und Brandschäden), erfreulicherweise sind -entgegen ursprünglich anderer Annahme- ca. 70% der Musikalien gerettet worden, wenn auch teilweise mit Schäden, und als Brandursache muß von einem Kabelschwelbrand ausgegangen werden, der einen erheblichen Teil des Dachstuhls im Nu in Brand setzte, als die Feuerwehr das Dach zur besseren Brandbekämpfung öffnete und so für starke Luftzufuhr sorgte. Die schlechte Nachricht ist die, daß die Zahl verlorener Bände wohl größer ist als ursprünglich angenommen; die Ausführungen zu Weischner zeigten dann, daß der Verlust für die Buchgeschichte und damit auch für die Einbandforschung wahrscheinlich noch größer ist als der für die Bibliotheksgeschichte und für die Kenntnis einzelner Texte oder Ausgaben. Anhand zahlreicher Dias, die vornehmlich sehr dekorative Bände zeigten, die nicht mehr existieren, was natürlich besonders schmerzt, skizzierte er das Leben und Werk von Johannes Weischner und seinem Sohn Lukas in der Zeit zwischen 1550 und 1609. Das spielte sich zwischen Jena und Helmstedt, Braunschweig, Wolfenbüttel und dann wieder Jena ab, so daß der Großteil der Werke beider Binder im ehemaligen Land Braunschweig und in Thüringen zu finden ist. Trotz aller dekorativen Begabung zeigen vor allem Lukas Weischners Arbeiten doch immer wieder deutliche handwerkliche Mängel, etwa bei der Ausführung der Deckel. Als Anfängerschwierigkeiten können sie keineswegs abgetan werden, da sie auch nach mehr als 20 Jahren Berufstätigkeit noch immer auftraten. Lukas Weischners Verdienst liegt eher in der Gestaltung von Großplatten, etwa mit bandwerkumrahmten Abbildungen, die als Halbplatten ausgeführt und in der Prägung doppelt eingesetzt wurden, sowie im originellen Deckelentwurf. Mit einem kurzen Dank an Organisatoren, Referenten und Auditorium und mit der Einladung zur 10. Jahrestagung 2005 in Köln endete das eigentliche Programm. Für einen Teil der Teilnehmer schloss sich daran am Samstag Nachmittag noch eine Exkursion zum Museum Papiermühle Homburg (am Main bei Marktheidenfeld) an.

Karl-Ferdinand Beßelmann, Hürth

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Aktualisiert am 29.01.2005