Aktuelles
14. Jahrestagung
24.-26. September 2009
Staatsbibliothek Bamberg
Links
Programm
Donnerstag, 24.9.2009
16.30, 17.00 und 17.30 Uhr
Führungen durch die Ausstellung "Prachteinbände eines
Jahrtausends", die historischen Schauräume der
Staatsbibliothek und die Werkstätten (Restaurierung und
Digitalisierung) (jeweils 15 Personen, parallel)
Treffpunkt:
Eingangshalle der Staatsbibliothek Bamberg
18.00 Uhr
Öffnung des Tagungsbüros in der Staatsbibliothek
Bamberg
19.00 Uhr
Grußworte
Öffentlicher Abendvortrag: Der Finger in der Handschrift.
Von Büchern auf spätmittelalterlichen Bildern
PD Dr. Peter Schmidt (München)
Anschließend Empfang
und Möglichkeit zur Besichtigung der Ausstellung
Freitag, 25.9.2009
8.30 Uhr
Öffnung des Tagungsbüros
9.00 Uhr
Eine wittelsbachische Fürstenbibliothek vom Vorabend der
französischen Revolution. Die Bibliothek des Herzogs Karl II.
August von Pfalz-Zweibrücken in der Staatsbibliothek Bamberg
Prof. Dr. Werner Taegert (Bamberg)
9.45 Uhr
Bemalte Einbände an mittelalterlichen und
frühneuzeitlichen Handschriften. Form – Bildprogramm
– Funktion
Dr. Helmut Engelhart (Tauberbischofsheim)
10.30 Uhr
Pause
11.00 Uhr
Der Bamberger Psalter aus restauratorischer Sicht –
Kodikologie und Restaurierung
Karin Eckstein (München)
11.45 Uhr
Frühe Plattendrucke in Nürnberg
Dr. Christine Sauer (Nürnberg)
12.30 Uhr
Mittagspause
15.00 Uhr
Arbeitsgruppen (Parallele Angebote)
1. Industrielle Buchbinderei des 19. Jahrhunderts aus technischer Sicht
Einführung: Prof. Dr. Ernst-Peter
Biesalski (Leipzig)
2. Einführung in die Einbandbestimmung – Maximal 10
Personen
Einführung und praktische Übung:
Ulrike Marburger / Andreas Wittenberg (Berlin)
3. Einbandfotografie – Maximal 10 Personen
Gerald Raab (Bamberg)
4. Stadtarchiv Bamberg, Führung und Gespräch.
Archivdirektor Dr. Robert Zink (Bamberg)
Treffpunkt: Stadtarchiv, Untere Sandstr. 30a
16.30, 17.00 und 17.30 Uhr
Führungen durch die Einbandausstellung, die
Werkstätten oder die Staatsbibliothek (jeweils 15 Personen,
parallel)
19.00 Uhr
Möglichkeit zum gemeinsamen Abendessen in
"Scheiner’s Gaststuben", Katzenberg 2
Samstag, 26.9.2009
9.00 Uhr
Die Bedeutung der Evangelistensymbole in der Ikonographie der
Einbände der Reformationszeit
Dr. Konrad von Rabenau
(Schöneiche/Leipzig)
9.45 Uhr
Vergoldete französische Einbände des 16.
Jahrhunderts, toward a census in German libraries
Isabelle de Conihout / Pascal Ract-Madoux (Paris)
10.30
Pause
11.00
Sämische Schutzrücken auf holländischen
Einbänden des 16. und 17. Jahrhunderts
Constant Lem (Den Haag)
11.45
"War doch solcher Luxus in Büchereinbänden in
Bayreuth bisher noch nicht getrieben worden" Richard Wagners
Bibliotheken: ein Einstieg
Angelika Pabel (Würzburg) / Reinhard
Feldmann (Münster)
12.30
Ausblick auf die Tagung 2010 / Ende der Tagung
Am Samstagnachmittag besteht die
Möglichkeit, an einer Exkursion nach Schloss
Weißenstein in Pommersfelden teilzunehmen.
Maximal 50 Teilnehmer, Unkostenbeitrag ca. 20,- Euro (abhängig
von der Teilnehmerzahl)
Treffpunkt 13.45 Uhr vor der Staatsbibliothek, Rückkunft mit
Halt am Bahnhof Bamberg gegen 18.00 Uhr.
Tagungsbeitrag: 25,- Euro
Veranstaltungsort:
Staatsbibliothek Bamberg, Neue Residenz, Domplatz 8
Die Jahrestagung des
Arbeitskreises ‚Einbandforschung’ fand
2009 in den repräsentativen Räumen der
Staatsbibliothek Bamberg statt, die dank
ihres bedeutenden Altbestands auch zahlreiche historische
Bucheinbände
verwahrt. Einblick in die hohe Qualität des Bamberger Bestands
gewährte eine Begleitausstellung,
die eigens für die Tagung konzipiert wurde. Dort waren
Bände zu sehen, die
paradigmatisch von der großen Vielfalt der vorhandenen
Sammlungen zeugten: von
liturgischen Handschriften aus dem ehemaligen Domschatz, der 1007 durch
Kaiser
Heinrich II. gestiftet wurde, über gotische Blindstempel- und
Lederschnitteinbände
bis hin zu barocken und klassizistischen Bänden aus der
Hofbibliothek des
Herzogs Karl II. August von Pfalz-Zweibrücken (1746-1795).
Einen direkten Bezug
zu den in der Ausstellung präsentierten Objekten stellten
viele der
Fachvorträge und Workshops der Tagung her.
Mit
einer festlichen Abendveranstaltung im
Kaisersaal der Bamberger Residenz wurden am 24. September zugleich die
Ausstellung und die Tagung eröffnet. Die etwa 270
Gäste, die der Einladung
gefolgt waren, begrüßten der Direktor der
Staatsbibliothek Bamberg, Prof. Dr.
Werner Taegert, der Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek,
Dr. Rolf
Griebel, und der AEB-Sprecher Andreas Wittenberg von der
Staatsbibliothek zu
Berlin – Preußischer Kulturbesitz. Als symbolisches
Zeichen des Dankes überreichte
Andreas Wittenberg dem Gastgeber einen eigens für die
Staatsbibliothek Bamberg
konzipierten Handeinband, den Helmut Stabe, ein Absolvent der
Hochschule für
Kunst und Design in Halle, gefertigt hatte. Anschließend
begann die Tagung mit einem
öffentlichen Abendvortrag des an der Bayerischen Akademie der
Wissenschaften
tätigen Kunsthistorikers PD Dr. Peter Schmidt. In
einprägsamen Bildern und
pointenreichen Formulierungen machte der Referent auf den zuweilen
problematischen
Umgang mittelalterlicher Leser mit kostbaren Büchern
aufmerksam: wie die
Darstellung „Von geistlichen Büchern auf
spätmittelalterlichen Bildern“ belegt,
steckte nur zu oft „Der Finger in der Handschrift“
– eine aus heutiger
konservatorischer Sicht völlig inakzeptable Praxis. So
für den Wandel bei der
Mediennutzung sensibilisiert, konnten die über 100
Tagungsteilnehmer auch an
den Folgetagen so manche frühere Methoden bei der
Konservierung und
Erschließung historischer Bucheinbände kritisch
hinterfragen.
Am
nächsten Vormittag standen Einbände aus
fränkischen Bibliotheken im Mittelpunkt. Prof. Taegert
eröffnete das Programm
mit einem reich bebilderten Referat über die Hofbibliothek von
Herzog Karl II.
August, der seine Residenz auf dem Karlsberg bei Homburg/Saar mit
beeindruckenden Sammlungen füllte. Auf der Flucht vor den
Truppen der
Französischen Revolutionsarmee gelangte die Bibliothek
über Mannheim und
Würzburg nach Bamberg, wo sie bis heute als geschlossene
Einheit bewahrt blieb.
Einer der herausragenden Schätze der Staatsbibliothek ist der
Bamberger
Psalter, mit dem sich die beiden folgenden Vorträge aus
kunsthistorischer und
restauratorischer Sicht auseinandersetzen. Dr. Helmut Engelhart
(Tauberbischofsheim) behandelte die Gattung der “Bemalten
Einbände an
mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Handschriften. Form
– Bildprogramm –
Funktion“. Als markantes Beispiel dieser Gruppe
ermöglicht der
Hornplatteneinband des Psalters grundsätzliche Beobachtungen
zu den Wechselbeziehungen
zwischen der Gestaltung des Äußeren eines Buchs und
seinem Inhalt sowie der
Gebrauchsfunktion. Bei solchen Analysen sind auch die manchmal tief
greifenden
Veränderungen zu berücksichtigen, die an derartigen
Objekten über die
Jahrhunderte vorgenommen wurden. Karin Eckstein (München)
stellte den
materiellen Befund des Bamberger Psalters vor und erläuterte,
welche Eingriffe
bei der Restaurierung des Einbands in den 1970er Jahren erfolgten. In
die Zeit
um 1500 führte dann der Vortrag von Dr. Christine Sauer
(Nürnberg), die drei
ungewöhnliche Platteneinbände der Stadtbibliothek
Nürnberg vorstellte.
Einblick in Spezialfragen
der Einbandgeschichte, in Methoden
der Dokumentation und in historische Bestände gaben vier
nachmittägliche
Workshops, ergänzt um ein breites Angebot an
Führungen durch die
Staatsbibliothek. Diese neuartige Organisationsform, die sich seit
einigen
Jahren bei den AEB-Tagungen etabliert hat, ermöglicht eine
intensive Diskussion
in kleineren Gruppen und im engen Austausch mit Experten. Mit dem
industriellen
Einband des 19. Jahrhunderts befasste sich der Workshop von Prof. Dr.
Ernst-Peter Biesalski (Leipzig); großes Interesse galt auch
den Einführungen in
die Einbandbestimmung (Ulrike Marburger und Andreas Wittenberg, Berlin)
und
–fotografie (Gerald Raab, Bamberg) sowie der Führung
durch das Bamberger
Stadtarchiv (Dr. Robert Zink).
Den zweiten Tag
eröffnete der Doyen der deutschen
Einbandforschung, Dr. Konrad von Rabenau, mit einem Vortrag
über „Die Bedeutung
der Evangelistensymbole in der Ikonographie der Einbände der
Reformationszeit“,
mit dem er ein Thema weiterentwickelte, das er bereits vor vier Jahren
bei der
Kölner AEB-Tagung für den Bucheinband der Gotik
behandelt hatte. Dank seiner
profunden Materialkenntnis ist Dr. von Rabenau einer der wenigen, die
solche
Gesamtdarstellungen im breiteren kultur- und religionsgeschichtlichen
Kontext
leisten können. Die chronologisch angelegte Reihe der
Vorträge setzten Isabelle
de Conihout und Pascal Ract-Madoux (Paris)
fort. Sie baten die Tagungsteilnehmer um aktive Unterstützung
ihres Projekts
zur Verzeichnung von “Vergoldeten französischen
Einbänden des 15. und 16. Jahrhunderts”
– auch in deutschen Sammlungen finden sich, wie gerade auch
das Beispiel der
Bamberger Staatsbibliothek zeigte, immer wieder derartige
Stücke. Einem
ungewöhnlichen Befund, nämlich mit sämischen
Schutzrücken versehenen
holländischen Einbänden des 16. und 17. Jahrhunderts,
widmete sich Constant Lem
(Den Haag), der demonstrieren konnte, dass solche
Verstärkungen besonders bei
stark strapazierten Büchersammlungen Verwendung fanden. In das
19. Jahrhundert
führte schließlich der letzte Vortrag von Angelika
Pabel (Würzburg) und
Reinhard Feldmann (Münster). Sie stellten ihr Projekt zur
Untersuchung der Bucheinbände
vor, die sich noch heute in der Bayreuther Privatbibliothek des
Komponisten
Richard Wagner (1813-1883) befinden, aber bisher noch nicht
näher bestimmt und
verzeichnet wurden. Die Bücher erlauben
Rückschlüsse auf die Sammelinteressen
und das Repräsentationsstreben des berühmten
Tondichters, und die Erinnerungen
seines Buchbinders Christian Senfft vermitteln einen ersten Eindruck
von
Wagners Vorstellungen in Bezug auf die Qualität von
Bucheinbänden.
Am Ende fast jeder Tagung
zum Alten Buch steht
eine Exkursion, die eine Gelegenheit bietet,
weitere Sammlungen kennen zu lernen. Von Bamberg führte der
Ausflug ins nahe gelegene
Pommersfelden, wo die sonst nahezu unzugängliche
Privatbibliothek der Grafen
von Schönborn besichtigt werden konnte. Beeindruckt von den
dort aufbewahrten
Schätzen an Handschriften und Frühdrucken, den mit
großem Aufwand restaurierten
Räumen von Schloss Weißenstein und der reichhaltigen
Gemäldegalerie kehrten die
Teilnehmer am Samstagabend nach Hause zurück – viele
davon mit dem festen
Vorsatz, auch im nächsten Jahr wieder an der AEB-Tagung
teilzunehmen, die vom 16.-18.
September 2010 in der Forschungsbibliothek Gotha stattfinden wird. Das
Programm
wird auf der Homepage des AEB veröffentlicht: http://aeb.staatsbibliothek-berlin.de/
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Impressum Datenschutz Aktualisiert am 11.02.2010
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