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12. Jahrestagung

18.-20. Oktober 2007
Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek

Programm

Donnerstag, 18.10.2007

18.00 Uhr
Führung durch die Ausstellung "Einbände aus fünf Jahrhunderten – ein Querschnitt aus den Sammlungen der Herzog August Bibliothek"
Dag Ernst Petersen (Wolfenbüttel)
19.00 Uhr
Grußworte
Öffentlicher Abendvortrag: "Hermann Herbst. Bibliothekar und Einbandforscher – ein Wolfenbütteler Beitrag zur Einbandforschung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts"
Dr. Helmar Härtel (Wolfenbüttel)
Anschließend Empfang

Freitag, 19.10.2007

9.00 Uhr
Religiöse Bücher in Frauenhand. Darstellung und Selbstdarstellung
Wolfgang Undorf (Stockholm)
9.45 Uhr
Zu den Einbänden der mittelalterlichen Handschriften und Inkunabeln in den Beständen der Vereinigten Domstifter Naumburg, Merseburg und Zeitz
Frank-Joachim Stewing (Zeitz)
10.30 Uhr
Pause
11.00 Uhr
Die Bedeutung des Titelaufdrucks bei Bucheinbänden des 15. und 16. Jahrhunderts für die Einbandforschung
Dr. Konrad von Rabenau (Schöneiche/Leipzig)
11.45 Uhr
Prägestempel und das Berufsbild der Stempelschneider
Klara Jahn (Halle)
12.30 Uhr
Mittagspause
15.00 Uhr
Arbeitsgruppen (Parallele Angebote)
1: Datenbanken oder Repertorien – Lösungen für den Nachweis von Verlagseinbänden in Bibliotheken
Einführung: Thomas Klaus Jacob (Berlin)
2: Die Restaurierung von wasser- und hitzegeschädigten Einbänden der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar – Möglichkeiten und Grenzen der Originalerhaltung
Einführung: Matthias Hageböck (Weimar)
3: Das DFG-Verbundprojekt Einbanddatenbank (EBDB). Möglichkeiten – Grenzen – Perspektiven – Strategien
Einführung: Ulrike Marburger (Berlin)
19.00 Uhr
Möglichkeit zum gemeinsamen Abendessen
Kasematte im Restaurant Leibnizhaus

Samstag, 20.10.2007

9.00 Uhr
Ein unbekannter Einband von Johannes Richenbach aus Geislingen. Einbandtechnik, Provenienz, Inhalt
Dr. Dietrich Hakelberg (Wolfenbüttel)
9.45 Uhr
Kunst, die Buch ist – Bücher, die Kunst sind. Malerbücher und moderne Einbandkunst in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
Almuth Corbach und Katharina Mähler (Wolfenbüttel)
10.30 Uhr
Pause
11.00 Uhr
Zweierlei Gold ... Zu Leben und Werk des Braunschweiger Buchbinders Johann Jacob Selenka
Dr. Ute Maria Etzold (Wolfenbüttel)
12.00 Uhr
Abschluss der Tagung

Am Samstagnachmittag besteht die Möglichkeit, an einer Exkursion in das Gleimhaus, Halberstadt, teilzunehmen.
Abfahrt des Busses vor der Herzog August Bibliothek: 14.00 Uhr
Unkostenbeitrag: ca. 15,- Euro (abhängig von der Teilnehmerzahl)
Rückfahrt ab Halberstadt um 17.00 Uhr zur Herzog August Bibliothek mit Halt am Bahnhof Braunschweig

Veranstaltungsort: Bibliotheca Augusta, Lessingplatz 1, 38304 Wolfenbüttel

Tagungsbeitrag: 25 Euro
Die Anmeldung erfolgt durch Überweisung des Tagungsbeitrags bis zum

15. August 2007

unter dem Kennwort "AEB-Tagung" auf das Konto:
Ninon Suckow
Kontonummer: 2755738924
Bankleitzahl: 20110022
bei der Postbank Hamburg

Hotels: Es konnte für die Tagungsteilnehmer ein Kontingent Hotelzimmer vorgebucht werden.
Reservierung bitte über das Büro der Herzog August Bibliothek bis zum 15. August bei Frau Hotopp (hotopp@hab.de). Die Preise liegen bei ca. 50 Euro bis max. 67 Euro.
Bezahlt werden muss direkt im Hotel.
Bitte unbedingt das Kennwort "AEB-Tagung" angeben!

Tagungsbericht:

Herzog August zu Braunschweig und Lüneburg (1579-1666) legte fest, dass zu seiner Bibliothek in Wolfenbüttel alle Zutritt haben sollten, "die es würdig seyn".
Zu diesem Kreis gehören ganz bestimmt die Einbandforscher, die sich ja mit den "Gewändern der Bücher" beschäftigen. So wurden sie gewürdigt, ihre Jahrestagung 2007 in der Herzog August Bibliothek abzuhalten. Da sich wieder an die hundert Teilnehmer aus dem In- und Ausland angemeldet hatten - Bibliothekare, Restauratoren, Kunsthistoriker, Historiker, Buchbinder und Sammler - genossen sie das Privileg, dass ihretwegen die eindrucksvolle Augusteerhalle für das Publikum geschlossen wurde und die Tagung dort stattfinden konnte.

Die Ausstellung Einbände aus vier Jahrhunderten – ein Querschnitt aus den Sammlungen der Herzog August Bibliothek war anlässlich der AEB-Jahrestagung von Dag Ernst Petersen (Wolfenbüttel) zusammengestellt worden. Er erläuterte am Eröffnungsabend die Exponate in einer fachkundigen Führung. Es ist sehr zu hoffen, dass die einmaligen Einbände, zum größten Teil vorher noch nie ausgestellt, demnächst in einem Katalog dokumentiert werden.

Anschließend begrüßte der Leiter der Bibliothek, Prof. Dr. Helwig Schmidt-Glintzer, die Tagungsteilnehmer. Wie es inzwischen schon Tradition ist, überreichte der Sprecher des AEB, Andreas Wittenberg (Berlin), als Dank an die Gastgeber das letzte Heft (20.2007) der Zeitschrift "Einbandforschung" in einem eigens angefertigten Handeinband von Ireen Kranz (Halle). Die farbige Gestaltung des Pappbandes setzt das Motiv des runden Renaissancebandes von Gregor Schenk im Besitz der Universitätsbibliothek Würzburg um (Animation und Informationen: www.franconica-online.de), dessen Abbild den originalen Heftumschlag ziert. Eine Beschreibung des Dedikationseinbandes gibt Helma Schaefer (Leipzig) in Heft 21 der "Einbandforschung", das zur Jahrestagung erschienen ist und allen Teilnehmern mit den Tagungsunterlagen überreicht wurde, genauso wie der "Rundbrief" 1.2007 der MDE – Meister der Einbandkunst.

Der folgende öffentliche Abendvortrag von Helmar Härtel (Wolfenbüttel) beschäftigte sich mit Hermann Herbst. Bibliothekar und Einbandforscher. Dieser wirkte 1925 bis 1944 in Wolfenbüttel. Als Teilnehme am Ersten Weltkrieg verstand er sich zeitlebens als "Gelehrter und Soldat", eine Auffassung, die für uns heute kaum nachvollziehbar ist. Herbsts Anliegen war die wissenschaftliche Erforschung des Bucheinbandes, besonders dem des 15 /16. Jahrhunderts. Er verfasste Publikationen zum Buchbinderhandwerk in einzelnen Städten und baute eine Einbandsammlung auf. Seine Sammlung von Stempeldurchreibungen wurde im Rahmen des DFG-Projekts mittlerweile in die Einbanddatenbank (EBDB) eingegeben und steht somit weltweit für die Forschung zur Verfügung (www.hist-einband.de).

Der Freitag begann mit dem Vortrag von Wolfgang Undorf (Stockholm): Religiöse Bücher in Frauenhand: Darstellung und Selbstdarstellung. Bereits in der hochmittelalterlichen Tafelmalerei der Niederlande war die Darstellung lesender Frauen ungeheuer populär. Auch die Porträts der schwedischen Großmachtzeit bilden adelige Frauen häufig bei der Lektüre von Büchern in prachtvollen Hülleneinbänden aus Textilien ab. Über die künstlerische Bedeutung hinaus sind diese Bilder Bestandteil der Repräsentation und Selbstdarstellung von Frauen der Führungsschicht. Mit der Reformation entwickelten sich wirklichkeitsnahe Abbildungen eher privaten Charakters ohne repräsentative Zielsetzung, wenngleich ein geschlossenes Buch als Beigabe eines Porträts auf die Lesefähigkeit des Modells hinweisen soll. Soziale Veränderungen spiegeln sich im 17. Jahrhundert im Äußeren der Bücher, die nun für breitere Schichten der Gesellschaft erschwinglich wurden. Schwarz als Standardfarbe für die Einbände theologischer Bücher fand auch Verwendung in der Massenproduktion von Gebet- und Gesangbüchern für Geschenke zu religiösen Anlässen. Die Darstellungen in der Malerei werden bestätigt durch heute noch in den Bibliotheken vorhandene Einbände.

Frank-Joachim Stewing (Zeitz) sprach im Anschluss Zu den Einbänden der mittelalterlichen Handschriften und Inkunabeln in den Beständen der Vereinigten Domstifter Naumburg, Merseburg und Zeitz. Sie verteilen sich auf drei Standorte, nämlich die Domstiftsbibliotheken in Merseburg und Naumburg und die Stiftsbibliothek Zeitz. Insgesamt sind in den Sammlungen ca. 450 mittelalterliche Handschriften sowie ca. 650 Inkunabeln enthalten. Die einzelnen Sammlungen sind durch dieselben Stifter verbunden, die Legate an die verschiedenen Bibliotheken machten. Etwa. 600 Bände tragen noch die zeitgenössischen Einbände des 15./16. Jahrhunderts, oftmals als Neubindungen. 24 Koperte sind erhalten. Sie stammen meist aus dem Umfeld der Universitäten Erfurt und Leipzig. Farbige Einbände um böhmische Handschriften wurden wohl in Zeitz angefertigt. Fast alle Bücher sind restaurierungsbedürftig. Aufbewahrt werden sie in neuen Schubern, sodass die Rücken sichtbar bleiben. Die Bestände sollen digitalisiert und erschlossen werden im Rahmen des multimedialen Archivs KoRAX, eines im Aufbau begriffenen Gemeinschaftsprojekts der Vereinigten Domstifter (VDS) und der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (http://archive.thulb.uni-jena.de/korax/content/below/index.xml). Die Inkunabeln sollen in einer eigenen Datenbank bereitgestellt werden (VDS-Ink), die auch die einbandrelevanten Daten (nach der EBDB, s.o.) berücksichtigen soll.

Konrad von Rabenau (Schöneiche/Leipzig) blieb mit seinem Referat in der gleichen Epoche: Die Bedeutung des Titelaufdrucks bei Bucheinbänden des 15. und 16 Jahrhunderts für die Einbandforschung. Mit einem modernen Buchumschlag und dessen Beschriftung als Demonstrationsobjekt beginnend, legte er dar, dass es heute darauf ankommt, durch die augenfällige Gestaltung des Umschlags das Interesse des Lesers auf Autor und Titel zu lenken. In der Spätgotik und Reformationszeit jedoch diente die Beschriftung des Bucheinbandes, genauer: des Vorderdeckels, als Orientierungshilfe zur Auswahl des richtigen Buches, sei es für die Liturgie oder für private Studien, unter den vielen, die damals nebeneinander auf Pulten lagen. Diesem Zweck hatte bis dahin die Titelaufschrift gedient, auf Schildern oder sogar in einer Art Fenster mit Rahmen. Sie wurde durch den Titelaufdruck ersetzt. Oftmals handelte es sich dabei um Serienaufträge von Bischöfen, Ordensoberen, Städten oder Fürsten an die Buchbinder. Bei Werken, deren Absatz gesichert war, ließen Buchführer auch Mehrfachexemplare bereits gebunden und mit Titelaufdruck herstellen. Im großen Stil ging dieses Geschäftsgebaren von der Firma Koberger in Nürnberg aus und verbreitete sich über Augsburg, Leipzig und andere Handelsstädte weiter. Es kommen verschiedene Formen des Titelaufdrucks vor: Autor und Titel oder nur einer davon oder auch nur die Angabe des jeweiligen Teiles bei mehrbändigen Werken ("Prima Pars"). Die Technik des Buchaufdrucks bestand im Einprägen von Einzelbuchstaben, die nacheinander verwendet wurden; so war zunächst von jedem Buchstaben nur ein Exemplar nötig. Mit Hilfe eines "Typenhalters", einer Art Winkelhaken, konnte dann eine ganze Zeile zusammengefügt werden, was Konrad Forster (1533) als erster Buchbinder anwandte. Der gesamte Text auf einmal konnte in einen Stempel, eine Platte, eingraviert und gedruckt werden.

Über die Handwerker, die diese Stempel herstellten, informierte anschließend der Vortrag von Klara Jahn (Halle): Prägestempel und das Berufsbild der Stempelschneider. Prägestempel sind die älteste Form der Stempel. Sie lassen sich bis ins 6. Jahrtausend v. Chr. zurückverfolgen, zur Gestaltung von Bucheinbänden bis ins 6. Jahrhundert n. Chr. Als Material fand vor allem Messing Verwendung. Da auch Münzen geprägt wurden, muss es einen ungeheuren Bedarf an Handwerkern auf diesem Gebiet gegeben haben. Nicht zwingend waren sie zunftgebunden. Als Stempelschneider tätig waren auch Siegelschneider, Petschaftsstecher, Eisenschneider (die sonst Waffen und Rüstungen bearbeiteten), Goldschmiede und Gürtler (s. dessen Darstellung in Jost Ammans Ständebuch mit den Versen "Grab Sigel, wie ich kan beweißn ") und andere Metallhandwerker. Auch Künstler wirkten bei der Herstellung von Stempeln mit.

Am Nachmittag wurden parallel drei Arbeitsgruppen angeboten, in denen sich Interessenten zusammenfinden konnten: Thomas-Klaus Jacob und Doris Fouquet-Plümacher (beide Berlin) stellten im Bibelsaal Datenbanken oder Repertorien – Lösungen für den Nachweis von Verlagseinbänden in Bibliotheken vor. Ulrike Marburger (Berlin) demonstrierte im Zeughaus Das DFG-Verbundprojekt Einbanddatenbank (EBDB): Möglichkeiten – Grenzen – Perspektiven - Strategien. Fast alle anwesenden Restauratoren scharte Matthias Hageböck (Weimar) in der Augusteerhalle um sich bei der Diskussion über Die Restaurierung von wasser- und hitzegeschädigten Einbänden der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar – Möglichkeiten und Grenzen der Originalerhaltung. Nicht oft gibt es die Gelegenheit, sich mit einem Mann der ersten Stunde, der die Brandkatastrophe hautnah miterlebt und an den Rettungsmaßnahmen maßgeblich mitgewirkt hat, auszutauschen.
Das Ristorante in der Kasematte des Leibnizhauses bot mit seinem Gewölbe ein stimmungsvolles Ambiente für das gemeinsame Abendessen zum Ausklang des Tages.

"Wolfenbüttel-Tag" hatte jemand den Samstag genannt, weil sein Programm ausschließlich von Mitarbeitern und Forschern der Herzog August Bibliothek gestaltet wurde: Zunächst stellte Dietrich Hakelberg einen unbekannten Einband von Johannes Richenbach aus Geislingen vor, Einbandtechnik, Provenienz, Inhalt. Bei Arbeiten für den Thurgauer Inkunabelkatalog wurde der Einband um die Inkunabel Frauenfeld X 421 (aus der Kartause Ittingen), ein Blaubeurer Druck (Jacobus <de Paradiso>: Sermones de sanctis, 1475/76) als Arbeit Johannes Richenbachs erkannt. Dieser († 1486) war Kaplan des Allerheiligenaltars der Stadtkirche von Geislingen und daneben professionell als Buchbinder tätig. Seine Einbände sind exklusiv, nichts Vergleichbares ist bekannt. Charakteristisch sind die farbig geprägten Einzelstempel und die Verwendung von Typen für den Titelaufdruck. Manchmal sind auch der Name des Auftraggebers und des Buchbinders aufgeprägt. So bei dem neu entdeckten Band: "per me richenbach illigata pro Cunrado Schuoler". Über diesen Auftraggeber liegen noch keine gesicherten Erkenntnisse vor.

Kunst, die Buch ist – Bücher, die Kunst sind (Zitat aus: Unica T: Zehn Jahre Künstlerbücher, Katalog, Frankfurt a.M. 1996) hatten Almuth Corbach und Katharina Mähler ihre vor allem durch die atemberaubenden Bilder begeisternde Demonstration der Malerbücher und modernen Einbandkunst in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel genannt. Malerbücher, auch "Künstlerbücher" sind Bücher, in denen sich Text und Bild zu einer neuen Kunstform verbinden. Der Begriff wurde von Erhart Kästner geprägt, 1950-1968 Direktor der Herzog August Bibliothek. Er veranlasste den Umbau und die Erweiterung der Bibliothek zum Museum und begründete die Sammlung als Gegenpol zu den historischen Beständen. Das bereits von ihm geplante Malerbuch-Kabinett wurde unter Paul Raabe realisiert. Der kongeniale Restaurator Adolf Flach (tätig 1960-1989) entwarf für jeden Künstler eigenes Buntpapier für die Kassetten der damals ungebundenen Malerbücher. Heute finden wir eine heterogene Objektgruppe vor, zu der auch die Bücher "Ars librorum" gehören, künstlerisch ausgestattete gebundene Drucke. Insgesamt sind es ca. 3000 Einheiten. Die Künstlerbücher sind im OPAC der Herzog August Bibliothek und in einem gedruckten Katalog nachgewiesen (Das Malerbuch des 20. Jahrhunderts. Die Künstlerbuchsammlung der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, bearb. von Werner Arnold, Wiesbaden 2004 = Wolfenbütteler Schriften zur Geschichte des Buchwesens 37).

Ute Maria Etzold beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit den Buchbindern und ihrem Handwerk. Zweierlei Gold hatte sie ihren Vortrag zu Leben und Werk des Braunschweiger Buchbinders Johann Jacob Selenka betitelt. Dieser (1801-1871) stammt aus Hochheim, das damals noch zu Kurmainz gehörte, lernte in Frankfurt und legte bereits im Alter von 23 Jahren in Braunschweig die Meisterprüfung ab. 1832 wurde er Hofbuchbinder des Herzogs Wilhelm zu Braunschweig-Lüneburg. Seine buchbinderischen Arbeiten können als einmalig gelten, besonders die Verwendung von zwei verschiedenen Goldtönen. Die farbigen Wappen auf den Büchern des Herzogs arbeitete er als Ledermosaik. Selenka war auch politisch aktiv: 1848 engagierte er sich für die Handwerker und gründete später eine "Zeichenschule", die Keimzelle der heutigen Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig. Belegstücke für Selenkas Schaffen sind selten und schwer zu finden. Um dennoch Dias von Einbänden und "Galanteriewaren" wie Ordensschatullen und Etuis aus Privatbesitz zeigen zu dürfen, hatte die Referentin erhebliche Kosten und Mühen auf sich genommen.

Die Exkursion am Samstagnachmittag führte nach Halberstadt ins Gleimhaus. Das heutige Literaturmuseum mit Forschungsstätte befindet sich im umgebauten Wohnhaus des Dichters und Sammlers Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719-1803) neben dem Dom. Unter Führung der Direktorin Dr. Ute Pott wurde das Museum mit der umfangreichen Porträtsammlung besichtigt. Annegret Loose zeigte die Bibliothek, deren Bücher mit dem Exlibris "Gleimii et amicorum" noch in den Originaleinbänden erhalten sind. Gleim hatte sie der Öffentlichkeit vermacht. Parallel versammelte Ute Schiborra die Restauratoren in der Papierrestaurierungswerkstatt.

Die 13. Jahrestagung des AEB, die "Einbandtagung 2008" wird auf Einladung der Herzogin Anna Amalia Bibliothek vom 25. bis 27. September 2008 in Weimar stattfinden. Das Programm wird wieder rechtzeitig auf der Homepage des AEB veröffentlicht:
aeb.staatsbibliothek-berlin.de.

Angelika Pabel

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Aktualisiert am 21.12.2007