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10. Jahrestagung

22.-24. September 2005
Köln, Stadt- und Universitätsbibliothek

Programm:

Donnerstag, 22.9.2005

18.30 Uhr
Eröffnung der Jahrestagung
Die historischen Sammlungen der Universitätsbibliothek Köln
Prof. Dr. Wolfgang Schmitz (Köln)
Präsentation der Einbanddatenbank der UB Köln und Eröffnung der Einbandausstellung der Universitätsbibliothek Köln
Regine Boeff, Oliver Flimm (Köln)
Anschließend kleiner Empfang

Freitag, 23.9.2005

9.00 Uhr
Begrüßung
9.15 Uhr
Der moderne Handeinband in Europa
Emile van der Vekene (Niederanven, Luxemburg)
10.15 Uhr
Die Restaurierung einer zweibändigen Prachtbibel
Gertrud Schenck (Berlin) / Uwe Löscher (Leipzig)
11.00 Uhr
Kaffeepause
11.30 Uhr
Ansichten und Erfahrungen mit dem Kalikoband. Aus der Sammlung Dr. Mühlinghaus
Helma Schaefer (Leipzig) / Dr. Gerhard Mühlinghaus (Frankfurt/M.)
12.30 Uhr
Mittagspause
14.00 Uhr
Systematik und Terminologie der Heftung
Dr. Claus Maywald (Mainz)
14.30 Uhr
In eigener Sache – Podiumsdiskussion über die weitere Arbeit des AEB
Moderation: Dominikus Göcking, OFM (Osnabrück)
15.15 Uhr
Führungen :
Möglichkeit 1: Restaurierungswerkstatt des Fachbereichs Restaurierung der Fachhochschule Köln: Einband- und Papierrestaurierung, Lesbarmachung von Palimpsesten nach Brandschäden, Farbanalyse per Röntgenstrahlen
Möglichkeit 2: Museum Ludwig, Lesesaal: Sammlung der Künstlerbücher der Kunst- und Museumsbibliothek der Stadt Köln
(Kosten sind im Tagungsbeitrag enthalten)
19.00 Uhr
Möglichkeit zum Gemeinsamen Abendessen in einem Kölner Brauhaus

Samstag, 24.9.2004

9.00 Uhr
Evangelistensymbole auf Bucheinbänden der Spätgotik
Dr. Konrad von Rabenau (Schöneiche / Leipzig)
9.45 Uhr
30 Jahre Einbandforschung in Graz, 10 Jahre AEB – ein Rückblick
Werner Hohl (Graz)
10.15 Uhr
Kaffepause
10.45 Uhr
Das Handbuch Historischer Bucheinbände – ein Projektbericht
Dr. Konrad von Rabenau (Schöneiche / Leipzig)
11.15 Uhr
Die Einbände in der Bibliotheca Grenvilliana: Erste Untersuchungsergebnisse
Karen Limper (London)
12.00 Uhr
Abschluß

Am Samstagnachmittag besteht die Möglichkeit, an einer Stadthistorischen Führung:
"Köln im Mittelalter: Kirchen, Klöster und Bücher"
teilzunehmen.
Beginn: 13 Uhr, Dauer: ca. 1,5 Std.
Kostenbeitrag: 4 Euro (nicht im Tagungsbeitrag enthalten)

Veranstaltungsort: Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, Universitätsstraße 33
Vortragssaal im Erdgeschoß

Tagungsbeitrag: 20 Euro
Bitte am Freitag vor der Tagung bar bezahlen.

Anmeldeschluß: 31.7.2005 (einschließlich verbindlicher Anmeldung für die Führungen am Freitag und am Samstag)

Anmeldung:
Geschäftsstelle des AEB (Andreas Wittenberg)
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz / Abt. Historische Drucke
Unter den Linden 8, 10117 Berlin
Email: andreas.wittenberg@sbb.spk-berlin.de

Anreise:
Vom Hauptbahnhof mit den U-Bahn-Linien 16, 17, 18, 19 bis Neumarkt, dann Straßenbahnen 8 (Richtung Universität) oder 9 (Richtung Sülz/Hermeskeiler Platz). Haltestelle: Universität
Der Haupteingang zur Universitäts- und Stadtbibliothek liegt auf der Ecke Universitätsstraße/Kerpener Straße.

Ein Hotelverzeichnis kann bei der Geschäftsstelle des AEB angefordert werden. Eine möglichst frühe Buchung wird dringend empfohlen.

Tagungsbericht:

Herrliches Spätsommerwetter gehört regelmäßig zum Programm der Jahrestagung des AEB, wie sich wieder zeigte, als sich die Teilnehmer am Eröffnungsabend in der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln einfanden. Mit 60 Gästen aus dem Inland, aber auch aus dem benachbarten Ausland wie Belgien, Luxemburg, den Niederlanden, Österreich, Italien, England und Schweden, war das Jahrestreffen der Einbandforscher wieder gut besucht.

Prof. Dr. Wolfgang Schmitz, der Direktor der Universitäts- und Stadtbibliothek (USB), begrüßte die Teilnehmer und gab anschließend einen Abriss der Kölner Buchgeschichte am Beispiel der historischen Sammlungen seines Hauses. Der Altbestand der USB hat sich aus verschiedenen Vorgängerbibliotheken zusammengefunden, etwa aus der bereits 1602 gegründeten und 1794 aufgelösten Syndikatsbibliothek, aus den säkularisierten Klöstern, aus dem Besitz des 1773 aufgehobenen Jesuitenordens und dem Vermächtnis des letzten Rektors der "alten", 1388 gegründeten Universität, Ferdinand Franz Wallraf, 1818. Seit der Gründung der "neuen Universität" 1919 auf Betreiben des damaligen Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer, die bis 1953 städtisch war, gibt es auch die neue Universitätsbibliothek. Eine Auswahl aus ihren Beständen von bemerkenswerten Bucheinbänden wurde aus Anlass der AEB-Tagung und noch bis 20. Dezember 2005 als Ausstellung im Foyer präsentiert. Der dazu erschienene Katalog "Bucheinbände aus sieben Jahrhunderten" wurde in einer bibliophilen Ausgabe mit jeweils individuellem Handeinband aus der Hausbuchbinderei jedem Teilnehmer der Tagung als Gastgeschenk überreicht.

Mit solcher Großzügigkeit konnte der AEB natürlich nicht konkurrieren, aber dennoch wollte er sich erkenntlich zeigen: Andreas Wittenberg (Berlin) übergab an Prof. Schmitz das neuerschienene Heft 17 der Zeitschrift "Einbandforschung" in einem künstlerischen Handeinband. Er wurde eigens angefertigt von Bettina Wija-Stein von der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, und ist im genannten Heft (S. 5/6) von Helma Schaefer beschrieben. Damit möchte, wie in Würzburg im vergangenen Jahr mit einem Einband von Werner G. Kießig (Berlin) begonnen, der AEB der ausrichtenden Bibliothek für ihre Gastfreundschaft danken und gleichzeitig das moderne Einbandschaffen fördern.

Zwei Mitarbeiter der USB, Regine Boeff und Oliver Flimm, stellten anschließend die neu erarbeitete Einbanddatenbank, eine "digitale Einbandsammlung", vor. Die "echte" Einbandsammlung besteht aus 215 zusammen stehenden Bänden, aber viele andere historisch relevante und bemerkenswerte Einbände verteilen sich auf den gesamten Altbestand. Für sie alle gab es bisher keinen Gesamtkatalog. Um sie zusammenzuführen, entstand als neue Idee die digitale Präsentation in einer Bild-Datenbank, die nach und nach alle einschlägigen Einbände, unabhängig von ihrem Standort, verzeichnen soll. Eine prinzipielle Entscheidung war, statt der in der Einbandforschung bislang (und auch in dem DFG-Projekt Einbanddatenbank: http://hist-einband.de) üblichen Durchreibungen der Blindstempel Scans mit Maßangaben zu verwenden. Die Metadaten auf der Grundlage einer WORD-Datei sind mit den Digitalisaten verknüpft. Es wird eine Suchmaske mit Indexsuche angeboten (http://einbandsammlung.ub.uni-koeln.de). Es ist sehr zu hoffen, dass dieses verdienstvolle Projekt weiterhin erfolgreich betrieben wird, sodass bald Einbandforschern und interessierten Laien ein umfassendes Rechercheinstrument mit anschaulichen Bildern zur Verfügung steht. Beim anschließenden Empfang war dann genügend Zeit, sich kennen zu lernen und auszutauschen und dabei manchen Blick auf die Exponate zu werfen, denn die Bibliothek war wie sonst auch bis Mitternacht geöffnet.

Am folgenden Freitag begrüßte Dag-Ernst Petersen (Wolfenbüttel) in Vertretung des Sprechers des AEB, Dr. Holger Nickel (Berlin) die Teilnehmer, die sich wie gewohnt aus Bibliothekaren, Archivaren, Restauratoren, Kunsthistorikern und Bibliophilen zusammensetzten. Für den ersten Vortrag war Emile van der Vekene (Luxemburg) gewonnen worden. Er zeigte in 60 instruktiven Bildern Europäische Einbandkunst im 20. Jahrhundert an Beispielen aus der Bibliothèque Nationale de Luxembourg, wo er lange Jahre gewirkt hatte. Vorgestellt wurden künstlerische Einbände von herausgehobener Qualität aus Luxemburg, Belgien, Frankreich und Deutschland. Gewöhnungsbedürftig ist noch die hierbei eingeführte Bezeichnung "moderner historischer Einband". Sie wurde formuliert, weil wir uns inzwischen bereits im 21. Jahrhundert befinden und das vergangene 20. mittlerweile historisch ist. Es bleibt abzuwarten, ob sich der neue Terminus in der Einbandforschung durchsetzt.

Das ausführliche zweiteilige Referat von Gertrud Schenck (Berlin) und Uwe Löscher (Leipzig) berichtete von der Restaurierung der zweibändigen Osiander-Bibel der Staatsbibliothek Berlin (Biblia sacra fol. 36), gedruckt "bey den Sternen" (= Brüdern Stern) in Lüneburg 1665. Die Bibel ist mit Hinterglasbildern auf den Deckeln ausgestattet, die Allegorien der christlichen Tugenden zeigen, gerahmt in vergoldetes Silberblech. Biblische Szenen und farbige gepunzte Muster bilden den prachtvollen Schmuck des Buchschnitts. Beide Bände sind Dedikationsexemplare an die Königliche Bibliothek Berlin. Hauptsächliche Restaurierungsprobleme stellten sich bei den gesprungenen Glasbildern und der verkratzten Farbauflage, aber auch bei den Metallteilen. Der zum ersten Mal angestellte Vergleich mit der (in Nürnberg gedruckten) Endter-Bibel der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (Bibl.f.171) von 1670, die gleichartig ausgestattet ist, ergab, dass beide Bibeln derselben Provenienz zuzuordnen sind; die Hinterglasmalerei entstand in Lüneburg. Der Künstler konnte, trotz vorhandener Signatur, bisher jedoch nicht identifiziert werden.

Nach der Mittagspause sprachen Helma Schaefer (Leipzig) und Dr. Gerhard Mühlinghaus (Frankfurt am Main) über Ansichten und Erfahrungen mit dem Kalikoband. Es handelt sich dabei um einen appretierten Baumwollstoff, benannt nach der Herkunft aus der Stadt Calicut in Indien. Bei der Einführung dieses Einbandmaterials im 19. Jahrhundert in Deutschland, das in erster Linie für Verlagseinbände Verwendung fand, spielt die 1863 gegründete und noch heute bestehende Firma Bamberger Kaliko eine wichtige Rolle. Der in Bamberg ansässige Betrieb wurde 1893 von dem Engländer Winterbottom übernommen. In der Folge wurde der Verlagseinband, als Gesamtprodukt konzipiert, das Aushängeschild der modernen Buchkunst. Diese Einbände, lange Zeit abwertend betrachtet, werden inzwischen in ihrem Wert anerkannt durch mehrere Projekte zu ihrer elektronischen Erfassung, etwa an der University of Alabama und der Wisconsin Library (http://bindings.lib.ua.edu). Die unter Allegro-C derzeitig noch lokal laufende Verlagseinband-Datenbank an der FU Berlin wird bald ins Netz gestellt (s. Einbandforschung 12, 2003, S. 64-67). Abschließend zeigte Gerhard Mühlinghaus Beispiele aus seiner Sammlung von Verlagseinbänden. 3500 Exemplare hat er inzwischen in einer selbst entwickelten Access-Datenbank nach einem speziellen Signatursystem erfasst. Die Metadaten sind mit Scans der Einbände verknüpft.

Dr. Claus Maywald vom Gutenberg-Museum Mainz erläuterte in gewohnt kompetentem straffem Vortrag Systematik und Terminologie der Heftung: z.B. die schon seit dem Mittelalter gebräuchliche Fadenheftung, die seit 1875 rein maschinelle Drahtheftung und die Klebebindung, die allein durch Leim erfolgt. Detaillierte Informationen und Terminologie werden demnächst in einer gedruckten Publikation zugänglich sein.

Zum nun folgenden Programmpunkt In eigener Sache waren den Teilnehmern schon mit den Tagungsunterlagen zwei schriftliche Statements über die zukünftige Organisationsform des AEB zur Kenntnis gebracht worden. Das eine stammte von Dr. Konrad von Rabenau, dem Gründer und langjährigen Vorsitzenden des Arbeitskreises, das zweite vom derzeitigen Leitungsgremium, der Geschäftsführung. Die Diskussion über die beiden konträren Vorschläge moderierte Pater Dominikus Göcking, OFM (Warendorf). Als eindeutiges Ergebnis der lebhaften Meinungsäußerungen aus dem Gremium ist festzuhalten, dass eine Vereinsgründung für die nächste Zukunft nicht angestrebt wird, sondern die Organisationsform eines losen Arbeitskreises weitergeführt werden soll. Auch ohne Vereinsbindung und feste Verpflichtung für eingetragene Mitglieder wird der AEB weiterhin daran arbeiten, seine Ziele zu erreichen Dabei ist die Hilfe und Mitarbeit weiterer Kolleginnen und Kollegen, die sich auf ehrenamtlicher Basis - wie auch das Leitungsgremium - ihren Interessen entsprechend für bestimmte Aufgaben zur Verfügung stellen möchten, jederzeit willkommen (http://aeb.sbb.spk-berlin.de).

Ein großer Teil der Tagungsteilnehmer sind stets Restauratoren, und Themen der Bestandserhaltung werden angesichts der immensen Schäden beim Kulturgut Buch und damit auch bei den historisch relevanten oder künstlerisch ausgestatteten Einbänden immer wichtiger. Mit großem Beifall des Gremiums wurde daher der Beschluss der Geschäftsführung aufgenommen, den Namen des AEB zu erweitern. Er wird von nun an lauten: Arbeitskreis für die Erfassung, Erschließung und Erhaltung Historischer Bucheinbände. Mit dieser Namenserweiterung ist keine Änderung des eingeführten Kürzels "AEB" verbunden.

Anschließend wurden alternativ zwei externe Führungen angeboten: einmal durch die Restaurierungswerkstatt des Fachbereichs Restaurierung und Konservierung von Kunst- und Kulturgut der Fachhochschule Köln, wo Prof. Dr. Robert Fuchs, Leiter der Studienrichtung Restaurierung und Konservierung von Schriftgut, Graphik und Buchmalerei, die neuesten Untersuchungsmethoden erläuterte. Der zweiten Gruppe zeigte in der Kunst- und Museumsbibliothek der Stadt Köln im Museum Ludwig die Direktorin Dr. Elke Purpus ausgewählte Stücke aus der Sammlung der Künstlerbücher. Es handelt sich bei ihnen manchmal noch um, wenngleich verfremdete, Bücher; in den meisten Fällen sind es jedoch Kunstobjekte aus buchfremden Materialien, die in Universalbibliotheken fehl am Platz wären. Künstler"bücher" sind z.B. auch 6 Glasfläschchen mit Buchstabennudeln, Konrad BalderSchäuffelens "Lyrik-Ausgaben" von 1970. Sämtliche Buchstaben eines Gedichtes – sein Text ist angegeben - sind dabei in einem Fläschchen enthalten. Wer hätte da nicht Lust, sie einmal auszuschütten und zu testen, ob wirklich keiner fehlt? Ein gemeinsames Abendessen im "Gaffelhaus" am "Alter Markt", einem Kölner Traditionsbrauhaus, machte die Auswärtigen mit einem ganz anderen Aspekt der Kölner Kultur bekannt.

Der Samstag begann mit dem Vortrag von Dr. Konrad von Rabenau (Schöneiche, Leipzig) Evangelistensymbole auf Bucheinbänden der Spätgotik. Es wurde die Frage gestellt, ob sich ein Zusammenhang zwischen dem Inhalt des Buches und der Gestaltung seines Einbandes beweisen lässt. Beispielhafte Bilder sollten belegen, dass es eine feste Reihe von Stempeln mit den Abbildungen von vier geflügelten Wesen mit symbolischer Bedeutung gibt (die Evangelistensymbole Mensch = Matthäus, Löwe = Markus, Stier = Lukas, Adler = Johannes), dazu manchmal noch die Taube als Symbol für den Heiligen Geist. Auch die Anordnung der Stempel bei der Gesamtgestaltung der Buchdeckel ist wohl nicht zufällig. Offenbar sind die Evangelistensymbole in den Ecken Begleiter einer tragenden Mitte. Diese Buchdeckelgestaltung betrifft verschiedene Gattungen von Büchern mit theologischem Inhalt, etwa Missale, Bibel, Erbauungsbücher, niemals jedoch Evangeliare, die als Kultgegenstände angesehen und besonders ausgestattet wurden. Einzelne isoliert dargestellte und dadurch besonders herausgehobene Evangelistensymbole haben besondere Bedeutung als Schutzpatrone für bestimmte Berufsgruppen (etwa Lukas für die Ärzte, Markus für Venedig). Die Beziehung der Einbandgestaltung zum Inhalt des Buches muss jedoch noch weiter untersucht werden.

30 Jahre Einbandforschung in Graz, 10 Jahre AEB - ein Rückblick war das sehr persönlich gehaltene Referat von Werner Hohl (Graz) überschrieben. Als Einzelkämpfer erfasste und bearbeitete er in einem kleinen Freiraum neben seinen hauptsächlichen bibliothekarischen Aufgaben die Einbände in der Grazer Universitätsbibliothek und entwickelte die Systematik für den Einbandkatalog. Bahnbrechend war insbesondere die Ausstellung 1982 "Bucheinbände des Historismus". Nunmehr sind alle Grazer Einbände katalogisiert, über 3000 im Internet zugreifbar (http://www.kfunigraz.ac.at/ub/sosa/einband). Mit dem AEB ist Werner Hohl schon seit der Gründung verbunden; er hat die Entwicklung vom kleinen Kreis idealistischer Insider in Berlin und Leipzig miterlebt bis zum jetzigen international tätigen Arbeitskreis, dessen Jahrestagungen etablierte Veranstaltungen sind. Der Schlusssatz seines Vortrags ist tröstlich und aufmunternd für alle in ähnlicher Situation - und das müssen nicht nur Einbandforscher sein: "Dass mit Neigung einiges zu schaffen sei, ließe ich mich gern zum Beispiel nehmen".

Nochmals trat Konrad von Rabenau vor das Gremium, dieses Mal, um einen Projektbericht über das Handbuch Historischer Bucheinbände zu erstatten. Das unter seiner Federführung geplante und bereits weitgehend unter Mitarbeit von Fachleuten bearbeitete Grundlagenwerk soll allen Hilfestellung bieten, die ältere oder dekorierte Bucheinbände verzeichnen wollen; vorstellbar sind Katalogbearbeiter, Bibliothekare, Mitarbeiter von Antiquariaten, Sammler und Restauratoren. Angestrebt wird einen enge Verbindung von Beschreibung und Vorlage. Es wird eingegangen auf die technische Herstellung und dekorative Gestaltung eines Einbandes, aber es werden auch historische Querverbindungen hergestellt. Bis zum Erscheinen des Buches dürften noch zwei Jahre vergehen.

Karen Limper von der British Library (London) stellte in ihrem abschließenden Referat Erste Untersuchungsergebnisse über die Einbände der Bibliotheca Grenvilliana vor. Der britische Politiker Thomas Grenville (1755-1846) war ein berühmter Bibliophiler. Seine 20000 Bände umfassende Bibliothek vermachte er 1846 dem British Museum (Katalog: John Thomas Paynes, Henry Foss, William Brenchley Rye: Bibliotheca Grenvilliana, Vol. 1-3, London, 1842-1872). Sie befindet sich heute in der British Library. Grenvilles Bibliothek enthält außer den in seinem Auftrag neu gebundenen schlichten Maroquinbänden, die das Wappen des Besitzers als Supralibros tragen, unterschiedliche Einbände diverser Vorbesitzer. Es sind darunter Arbeiten berühmter Buchbinder und Bücher für Sammler wie Grolier und Mahieu. Bisher wurden 3500 Bände untersucht und in einer Datenbank mit eigens entwickelter Terminologie erfasst. Sie sollen dann Eingang finden in die Bilddatenbank Database of bookbindings der British Library (http://www.bl.uk/catalogues/bookbindings).

Mit diesen insgesamt guten Aussichten auf zukünftige neue Erkenntnisse ging die anregende und von den Kölner Kollegen vorbildlich organisierte 10 Jahrestagung zu Ende. Wer noch etwas Zeit hatte, konnte an der Führung "Köln im Mittelalter: Kirchen, Klöster und Bücher" teilnehmen. Als Reiselektüre für den Heimweg bot sich Heft 17 der Zeitschrift "Einbandforschung" an, das jeder Teilnehmer mit den Tagungsunterlagen erhalten hatte.

Die 11. Jahrestagung des AEB wird auf Einladung der Bayerischen Staatsbibliothek vom 5. bis 7. Oktober 2006 in München stattfinden. Dr. Bettina Wagner (BSB) wird zukünftig im Leitungsgremium des AEB mitarbeiten.

Angelika Pabel

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Aktualisiert am 11.01.2006